Plaudereien Herzensangelegenheiten

Denn hier ist keine Heimat – Jeder treibt
Sich an dem andern rasch und fremd vorüber,
Und fraget nicht nach seinem Schmerz.
Friedrich von Schiller (1759 - 1805),
deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker

 
 

Vielem, was uns am Herzen liegt, „uns eine Herzensangelegenheit ist“, stehen wir hilflos gegenüber.
Ist es Naivität zu glauben, dass sich vielleicht manches Unglück und mancher Hass, der in gepeinigten Herzen keimt verhindern ließe, wenn wir dem Schmerz und den Verletzungen unserer Mitmenschen mehr Beachtung schenken würden???
Lisa

Jeder denkt, wenn von gebrochenem Herzen die Rede ist, an einen Zustand des Herzens aus menschlicher Enttäuschung,unerfüllter Liebe, Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen oder als Folge einer unerträglichen Belastungssituation.Können solche Verletzungen der Seele zu einer Schädigung des Herzens, zum Herzinfarkt oder vorzeitigen Herztod führen?
 

💔 💔 💔 💔 💔 💔

In der Dichtung gibt es hierfür zahlreiche Beispiele. Die Dichter wussten schon immer, was starke Gefühle anrichten können.

Mignon, das rätselhafte Mädchen in Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96), stirbt
an den Folgen der enttäuschten Liebe. Diese äußern sich in Herzkrämpfen, die eindrucks-
voll im Gedicht geschildert werden. Sie erinnern an Angina pectoris durch Verkrampfung
der kleinen Herzkranzgefäße.


Heimlich muß ich immer weinen,
Aber freundlich kann ich scheinen
Und sogar gesund und rot;
Wären tödlich diese Schmerzen
Meinem Herzen,
Ach, schon lange wär ich tot.


Dieser Todeswunsch des gebrochenen Herzens geht im Roman in Erfüllung.


Auch Heinrich Heine, der sich mit Ironie und Witz gegen die Zumutungen des Lebens zu schützen
suchte, machte die Erfahrung des gebrochenen Herzens.


Ein Jüngling liebt ein Mädchen (1822)

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.
Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.
Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.
 

 

Wie sehr Trennung Seele und Herz verletzen kann, zeigt das Gedicht von
Eduard Mörike. Es ist eine besonders schmerzliche Form der Trennung,
die auch heute viele Menschen durchleben müssen. Nicht unüblich ist es
ja, die Entscheidung, den anderen zu verlassen, einfach per E Mail oder
WhatsApp mitzuteilen. Ganz problemlos und unbeschwert, während der
oder die Verlassene seelisch vernichtet zurückbleibt.



Lebe wohl (1833)

„Lebe wohl“ – Du fühlest nicht,
Was es heißt, das Wort der Schmerzen.
Mit getrostem Angesicht
Sagtest du’s und mit leichtem Herzen.
„Lebe wohl“ – ach tausendmal
Hab ich mir es vorgesprochen
Und mit nimmersatter Qual
Mir das Herz damit gebrochen.


💔 💔 💔

LG Fewa
(zitiert aus "Herz heute"2018)


 

Während der Eiszeit starben viele Tiere wegen der Kälte. Da beschlossen die Stachelschweine sich aneinander zu kuscheln, um sich gegenseitig zu wärmen und zu schützen.
Doch die Stacheln verletzten die Gefährten, die ihnen am nächsten waren - ausgerechnet jene, die ihnen am meisten Wärme lieferten. Deshalb rückten sie wieder voneinander ab und froren wieder und einige von ihnen gingen an der Kälte zugrunde.
Da mussten sie eine Wahl treffen. Entweder sie würden alle umkommen und als Spezies aussterben, oder sie lernten,
die Stacheln ihrer Nächsten zu lieben. Weise beschlossen sie, noch einmal zusammenzurücken. Sie lernten, mit den kleinen Wunden zu leben, die eine sehr enge Beziehung schaffen kann, denn das Wichtigste war die Wärme des anderen.
Und so überlebten sie.

Alles oder Nichts, Schwarz oder Weiß?
Gedanken, die mich nachdenklich stimmen…
Geht es wirklich ohne Halbheiten, Teilerfolge und Kompromisse?
Ist nicht selbst eine, einst aus Liebe erwachsene Beziehung ohne die Bereitschaft
zu Kompromissen zum Scheitern verurteilt?

Das Herz, das Herz – hat seine eigenen Methoden.

Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799),
deutscher Physiker und Meister des Aphorismus